Psychologische Hilfe für Schutzsuchende und Helfende in VorPommern (PHil@SH-VP)
Seit nunmehr acht Monaten wütet der Angriffskrieg gegen die Ukraine und hat bereits mehr als sieben Millionen Menschen aus der Ukraine zur Flucht aus ihrem Land veranlasst. Als Reaktion auf diese unfassbaren Geschehnisse wurde auf Basis der Initiative „Gemeinsam für Psychische Gesundheit“ im März 2022 ein psychologisches Modellprojekt gegründet. Initiator*innen sind Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier (Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie), Dipl.-Psych. Florian Harder (Psychosoziales Zentrum für Asylsuchende (PSZ) im KDW Greifswald e.V./ Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie) und Prof. Dr. Anna-Lena Zietlow (vormals Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychologie und -psychotherapie, seit 10/22 Professur für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie, TU Dresden).Dieses Modellprojekt verfolgt das Ziel, Betroffenen des Angriffskrieges in Vorpommern und angrenzenden Landkreisen evidenzbasierte bedarfsorientierte psychologische Unterstützung auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand zukommen zu lassen.
Drei Teilprojekte sollen wissenschaftlich evaluiert werden: Das Teilprojekt 1 beinhaltet Beratungsgespräche für Schutzsuchende, Teilprojekt 2 umfasst Kurzzeitpsychotherapien auf Basis der Interpersonellen Psychotherapie (IPT) und das Teilprojekt 3 sieht u.a. Einzel- und Gruppengespräche zur Entlastung psychisch belasteter Helfender und anderer durch den Krieg belasteter Menschen vor.
Das Modellprojekt wurde in den ersten Monaten überwiegend auf ehrenamtlicher Basis durchgeführt, wobei sich Mitarbeitende der Universität, Psychotherapeut*innen vom Zentrum für Psychologische Psychotherapie (ZPP) und der Region sowie Sprachmittelnde und Freiwillige einbrachten, sodass 15 „Hilfseinsätze“ in Notunterkünften sowie über 100 Psychologische Beratungsgespräche durchgeführt und Psychotherapien gestartet oder vermittelt werden konnten.
Zunächst wurde das Projekt unterstützt durch regionale Förderer, wie dem Oberbürgermeister der Stadt Greifswald Herrn Dr. Fassbinder sowie der Sparkasse Vorpommern. Seit September 2022 wird es nun von der Robert-Bosch-Stiftung für ein Jahr mit 75.000 € gefördert. Durch diese Unterstützung kann in die nächste Phase eingetreten werden, in welcher es verstärkt um die Anpassung und Durchführung der Kurzzeitpsychotherapie für Erwachsene auf Basis der IPT geht. Erste Studien konnten bereits die gute Durchführbarkeit und hohe Wirksamkeit dieser im Kontext von Flucht nachweisen (Brakemeier et al. 2017). Im Rahmen der modifizierten integrativen und kulturell adaptierten IPT werden Problembereiche wie Rollenwechsel bedingt durch Krieg und Flucht, der Verlust von bzw. die Trauer um Angehörige und die Heimat, Konflikte oder Einsamkeitsgefühle sowie Probleme bei der Integration in die Arbeits- und Sozialwelt psychotherapeutisch bearbeitet. Die Interventionen werden in Greifswald im Zentrum für Psychologische Psychotherapie (ZPP, Direktorin: Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier) von approbierten oder in fortgeschrittener Ausbildung zum / zur Psychologische*n Psychotherapeut*in befindlicher Mitarbeitenden der Ambulanz sowie von niedergelassenen Psychotherapeut*innen und – wenn notwendig – gemeinsam mit Sprach- und Kulturmittelnden durchgeführt. Das mittel- bis langfristige Ziel stellt die Entwicklung weiterer bedarfsgerechter, alltagsbegleitender psychotherapeutischer Angebote für Schutzsuchende, z.B. durch eine Ausweitung der Sprachen, dar.
Projektmitarbeitende
- Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier
- Prof. Dr. Anna-Lena Zietlow
- Dipl.-Psych. Florian Harder
- M.Sc. Psych. Sophie Hauck
- Dipl.-Psych. Friederike Wardenga
- Sarah Stapel
- Yuliia Panasenko

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Hier kommen Sie zu einer Koordinationsseite für Hilfsangebote von Greifswaldsolidarisch.
Hier finden Sie wertvolle Hinweise dazu wie man mit Kindern über den Ukrainekrieg sprechen kann.
Hier finden Sie eine Sammlung von Informationen des Bundesministerium des Inneren und für Heimat über Hilfsangebote, Unterkünfte und ärztliche Versorgung auf Deutsch, Englisch und Ukrainisch.
Hier finden Sie eine Sammlung von Informationen zum Angriffskrieg auf die Ukraine von der Universität Greifswald.
Hier finden Sie ein gut verständliches, kostenloses Selbsthilfebuch der WHO für Betroffene von Krieg, Gewalt, Flucht (und sonstigem “Stress”) in vielen Sprachen.
Hier finden Sie Empfehlungen für Helfer*innen für den Umgang mit Menschen in Krisen und nach schweren Lebensereignissen, die inzwischen in sechs Sprachen vorliegen. Diese Empfehlungen wurden von der Pompidou-Gruppe des Europarats in Zusammenarbeit mit anderen Psychotrauma-Expert*innen sehr kurzfristig erarbeitet.
Hier finden Sie einige Informationen dazu was bei einer Traumatisierungen passiert und was hilfreich ist in verschiedenen Sprachen unter anderem Deutsch, Englisch und Russisch.