Prävention

Prävention bedeutet einerseits, zu handeln, damit Erkrankungen gar nicht erst entstehen. Wenn jedoch bereits eine Erkrankung besteht, bedeutet Prävention andererseits, diese frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen, die der Verschlimmerung der Erkrankung vorbeugen oder diese abschwächen. Generell sollte Prävention also so früh wie möglich stattfinden. Es ist jedoch wichtig, zu betonen, dass es für Prävention nie zu spät ist und Prävention sich für jede Person in jedem Alter lohnt. Präventive Maßnahmen können beispielsweise darin bestehen, regelmäßige hausärztliche Termine wahrzunehmen, um eine allgemeine Gesundheits­untersuchung durchzuführen (sog. Check-Up), selbst gewählte Auszeit von Arbeit oder Stress (z.B. Urlaub) zu nehmen oder auch Gesundheitsförderung zu betreiben, z.B. Sport, um sich fit zu halten und späteren Erkrankungen vorzubeugen.

Im Kontext psychischer Gesundheit verfolgt Prävention drei zentrale Ziele:

1. Erhaltung der psychischen Gesundheit

2. Vorbeugung von psychischen Erkrankungen und der Verschlimmerung von Beschwerden

3. Verbesserung des Umgangs mit psychischen Beschwerden (z.B. Erkennen von Anzeichen einer psychischen Erkrankung, Wissen über Behandlungsansätze und Bewältigungs­möglichkeiten, Beratung und Unterstützung von Angehörigen einer psychisch erkrankten Person oder einer Person, bei der die Sorge besteht, sie könnte psychisch erkrankt sein)

Das Kontinuum psychischer Gesundheit

Wesentlicher Ausgangspunkt von Prävention ist dabei ein flexibles Verständnis von psychischer Gesundheit: Psychische Gesundheit stellt ein Kontinuum dar, auf dem wir alle uns einordnen können (weitere Informationen z.B. bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung). Wir alle haben manchmal Symptome, die Zeichen einer psychischen Erkrankung sein können, wie z.B. Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme oder Antriebslosigkeit. Welche Symptome dabei auftreten können, ist von vielen Faktoren abhängig, unter anderem vom Alter. Während jüngere Menschen häufiger psychische Symptome wie Niedergeschlagenheit berichten, treten bei älteren Menschen häufiger psychosomatische Symptome wie Schlafstörungen, Appetitlosigkeit oder Bauchschmerzen auf. Es ist daher wichtig, auch bei solchen anhaltenden körperlichen Beschwerden eventuelle psychische Ursachen in Betracht zu ziehen und abklären zu lassen.

In den meisten Fällen wissen wir gut, wie wir mit psychischen und psychosomatischen Beschwerden umgehen und damit unsere psychische Gesundheit stärken können. Bei Kopfschmerzen können wir z.B. Ruhepausen einlegen, bei Konzentrationsproblemen kann es helfen, Ablenkung zu reduzieren und bei Antriebslosigkeit kann uns eine Belohnung helfen (z.B. gutes Essen), die wir uns gönnen, wenn wir etwas doch noch in Angriff genommen haben. Wichtig ist, dass wir einordnen können, wann wir darüber hinaus Unterstützung benötigen (z.B. professionelle Psychotherapie) und dass wir wissen, wie wir diese bekommen können. Im Kontinuum psychischer Gesundheit spiegelt sich dieses Verständnis wider, die Übergänge zwischen den Bereichen sind fließend:

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Viele Menschen befinden sich überwiegend „im grünen Bereich“, das heißt, ihr Befinden im Alltag ist positiv, sie fühlen sich ausgeruht und leistungsfähig und stehen in sozialem Austausch mit ihrem Umfeld. Dann gibt es immer wieder auch „gelbe Phasen“, wenn z.B. eine große Feier geplant werden muss, ein wichtiger Termin ansteht oder andere Dinge zu Stress führen. In diesen Phasen können einige der genannten Symptome auftreten, sie halten aber nicht lange an und lassen sich durch Selbsthilfe (z.B. Urlaub nehmen, Sport treiben) oder soziale Unterstützung aus dem Umfeld gut bewältigen. Wenn Sie aber merken, dass Ihre Beschwerden länger anhalten, Sie stark belasten und Ihre Bemühungen nicht dabei helfen, sie zu bewältigen, dann ist es sinnvoll, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen (z.B. psychotherapeutische Behandlung). Durch diese Hilfe lässt sich die aktuelle Belastung besser bewältigen und möglichst schnell wieder zu einem Zustand positiver psychischer Gesundheit zurückkehren.

Entlang des Kontinuums psychischer Gesundheit lassen sich auch die Ziele und Ansatzpunkte von Prävention beschreiben:

Ansatzpunkte für Prävention

Im Bereich positiver psychischer Gesundheit zielt Prävention darauf ab, psychische Gesundheit zu erhalten. Präventiv wirksam werden also Maßnahmen, die z.B. ein gesundes Schlafverhalten und die eigene Leistungsfähigkeit aufrechterhalten und soziale Aktivitäten ermöglichen. Dies kann darin bestehen, ein Gleichgewicht verschiedener Lebensbereiche wie Arbeit, Familie und Freizeit herzustellen (sog. Life-Domain Balance), körperlich aktiv zu sein oder Entspannung zu üben. Das sollte grundsätzlich für alle Menschen möglich sein (dies wird auch als universelle Prävention bezeichnet).

Bei durchschnittlicher psychischer Gesundheit geht es darum, einen guten Umgang mit belastenden oder stressreichen Situationen zu finden, sodass der Stress gut bewältigt werden kann. Präventiv gedacht bedeutet das, dass z.B. Stressmanagement und Entspannung gezielt geübt werden können, um mit Stress umzugehen. Auch der Aufbau von Kompetenzen zum Umgang mit negativen Emotionen (wie Trauer oder Angst) oder der Verbesserung der Schlafqualität können dazu zählen. Da sich Prävention in diesem Bereich häufig darauf konzentriert, z.B. für bestimmte Stresssituationen hilfreiche Strategien zu vermitteln, wird von selektiver Prävention gesprochen. Diese Maßnahmen sind daher für bestimmte Gruppen besonders hilfreich (z.B. Stresstraining im Arbeitsalltag, Entspannungstraining für junge Eltern, Angebote zur Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe für Ältere). Ein Kernanliegen ist, die Entstehung oder Verschlimmerung weiterer psychischer Beschwerden zu verhindern, sodass z.B. Stress nur punktuell auftritt und nicht zu einer Dauerbelastung wird.

Bei eingeschränkter psychischer Gesundheit liegen in der Regel konkrete Beschwerden, z.B. Antriebslosigkeit oder Schlafstörungen, bereits über einen längeren Zeitraum vor oder treten gehäuft auf. In diesem Fall bieten sich Maßnahmen der indizierten Prävention an, die für diese Themen konkrete Hilfestellungen und Informationen bieten, etwa Empfehlungen zur Schlafhygiene (z. B. Routinen, etwa feste Schlafzeiten, aufbauen, Ablenkungen, wie das Handy im Schlafzimmer, vermeiden) oder Hinweise zur Motivationsförderung. Solche spezifischen Hinweise finden sich zum Beispiel für das Thema Depressionen auf der Webseite der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Wenn Beschwerden allerdings längere Zeit anhalten oder häufig auftreten, werden sie meist als besonders belastend erlebt und es kann sinnvoll sein, weitere Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Für schlechte psychische Gesundheit wird dementsprechend empfohlen, professionelle Hilfe (z.B. Psychotherapie) in Anspruch zu nehmen. Aufgabe therapeutischen Handelns ist, langanhaltende negative Emotionen zu bewältigen, zu Grunde liegende Erfahrungen, Werte und Verhaltensweisen aufzuarbeiten, zu klären und ggf. zu bearbeiten. Weiterhin sollen Strategien aufgebaut werden, um zukünftig mit solchen Belastungen gut umgehen zu können. Durch die fachspezifischen Kenntnisse der Behandler*innen können professionelle Angebote dabei gezielt Unterstützung bieten und bei der Umsetzung begleiten.

Um Prävention erfolgreich zu gestalten, ist darüber hinaus ein gemeinschaftliches Handeln erforderlich. So müssen politische Rahmenbedingungen für die Umsetzung geschaffen werden (z.B. zur nachhaltigen Finanzierung von Prävention, zur Integration von Prävention in Unternehmen) und Arbeitgeber können bspw. durch Angebote zur Gesundheitsförderung zur Prävention beitragen. Dies kann als Verhältnisprävention beschrieben werden, die sich nicht direkt mit Verhalten oder Einstellungen beschäftigt (d.h. Verhaltensprävention), aber Prävention verstärkt möglich macht. Durch Informationsveranstaltungen zum Thema psychische Gesundheit, Möglichkeiten und Grenzen von Selbsthilfe und Psychotherapie bei psychischen Beschwerden und Erkrankungen kann darüber hinaus über das Thema aufgeklärt und ein gesellschaftliches Bewusstsein für psychische Gesundheit geschaffen werden.

Aus wissenschaftlicher Perspektive ist es zudem wichtig, dass präventives Handeln evidenzbasiert ist, sich also an den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert und davon geleitet wird. Dies bedeutet, dass Fachkräfte, die präventiv tätig sind, sich regelmäßig fortbilden und aus der Wissenschaft heraus Angebote zur Fortbildung geschaffen werden. Entsprechende Angebote richten sich etwa an pädagogisches (z.B. Lehrkräfte, Sozialpädagog*innen), medizinisches (z.B. Pflege, Hausärzt*innen) und therapeutisches Fachpersonal (z.B. Ergotherapeut*innen, Psychotherapeut*innen, Fachärzt*innen).

Nur durch ein Zusammenwirken dieser Bereiche kann langfristig erfolgreich Prävention im Bereich psychischer Gesundheit umgesetzt werden. Daher freuen wir uns darauf, uns zur Stärkung der Prävention in und um Greifswald mit Ihnen zu vernetzen!

Ihre Ansprechpartner*innen für den Bereich Prävention sind:

Prof. Dr. Silke Schmidt-Schuchert

Lehrstuhl Gesundheit und Prävention

Universität Greifswald

Robert-Blum-Str. 13
17487 Greifswald

Tel.: +49 3834 420 3810
Sekretariat +49 3834 420 3800

silke.schmidtuni-greifswaldde

Prof. Dr. Susanne Wurm

Lehrstuhl für Präventionsforschung und Sozialmedizin

Institut für Community Medicine
Universitätsmedizin Greifswald

Walther-Rathenau-Straße 48
17475 Greifswald

Tel.: +49 3834 867722
        +49 3834 867703

susanne.wurmmed.uni-greifswaldde

Prof. Dr. Samuel Tomczyk

Juniorprofessur für Digital Health and Prevention

Universität Greifswald

Robert-Blum-Str. 13
17487 Greifswald

Tel.: +49 3834 420 3806

 

samuel.tomczykuni-greifswaldde