Psychische Gesundheit, was bedeutet das?

Hier finden Sie Informationen rund um das Thema psychische Gesundheit.

Es ist wichtig, informiert zu sein, um informierten Austausch zu ermöglichen und Missverständnisse zu vermeiden.

Was ist Psychische Gesundheit?

“Psychische Gesundheit ist ein Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann.” - (WHO, 2019) 

Was ist eine Psychische Erkrankung?

“Psychische Erkrankungen stellen Erkrankungen der psychischen Gesundheit einer Person dar, die oft durch eine Kombination von belastenden Gedanken, Emotionen, Verhaltensweisen und Beziehungen zu anderen gekennzeichnet sind. Beispiele für psychische Erkrankungen sind Depressionen, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen, bipolare Störungen und Psychosen.” - (WHO, 2019)

Weitere Informationen der World Health Organisation.

Weitere Informationen zum Kontinuum zwischen Psychischer Gesundheit und Psychischen Erkrankungen  finden Sie auf unserer Präventionsseite.

Wie entsteht eine Psychische Erkrankung?

Eines der gängigsten Modelle aus der Psychologie zur Entstehung von psychischen Erkrankungen ist das Vulnerabilitäts-Stress-Modell.

Nach diesem Modell ist es möglich, dass jeder Mensch im Laufe des Lebens eine psychische Erkrankung bekommen kann. Abhängig ist dieses Auftreten von verschiedenen komplex miteinander zusammenhängen Faktoren.

Man kann sich das metaphorisch so vorstellen, als wäre jede Person eine Regentonne. Diese hat ein bestimmtes Fassungsvermögen und wenn zu viel Regen fällt, läuft sie über. Vielleicht steht schon durch vorherige Regenfälle Wasser in der Tonne, das bedeutet, sie kann nicht mehr soviel neuen Regen fassen. Durch die Bauart der Regentonne kann es auch so sein, dass der Boden generell schon höher ist und dadurch weniger Raum für Wasser ist.

© Klein J.P., Klein E.M. (2021) Psychotherapie. In: Mein Leitfaden Psychiatrie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-60445-8_5

So kann man sich auch die Psyche vorstellen. Jeder hat bestimmte Reserven für Belastungen und wenn diese überschritten werden, entsteht eine psychische Erkrankung. Diese Reserven, in unserem Beispiel symbolisiert durch das Fassungsvermögen der Regentonne, sind bestimmt dadurch, welche Voraussetzungen und Belastungen, aber auch Schutzfaktoren eine Person mitbringt. Die Reserven werden dann von aktuellen Situationen beansprucht, das bedeutet, es fällt Regen. Das können traumatische Ereignisse sein, die natürlich sehr schnell das Fass zum Überlaufen bringen können. Aber auch langfristige Stressoren wie Arbeitsstress oder Einsamkeit können langsam das Volumen der Regentonne füllen. Sogar positive Ereignisse können ein Stresspotenzial haben. Zum Beispiel können große Lebensveränderungen wie eine Hochzeit oder die Geburt eines Kindes den Wasserpegel steigen lassen. Manche Faktoren können also die Regentonne füllen und damit den Raum für neue Belastungen verringern. Aber es gibt genauso Faktoren, die diesen Raum vergrößern können. Diese sogenannten Ressourcen sind zum Beispiel gute soziale Beziehungen, ein positives Selbstbild oder Sport.

Sie sehen also die Gründe für die Entstehung einer psychischen Erkrankung sind vielfältig, komplex und hochindividuell. Aber sie sind auch bei jedem mehr oder weniger vorhanden.

Auch wenn die Reserven ausgeschöpft sind und eine psychische Erkrankung entsteht, ist es möglich, durch zum Beispiel Therapie wieder neue Reserven zu schöpfen. Informationen, um das Fassungsvermögen Ihrer psychischen Regentonne zu vergrößern, finden Sie im folgenden Abschnitt.

Was kann ich für meine psychische Gesundheit tun?

Zur psychischen Gesundheit tragen viele Faktoren bei, die für jeden Menschen individuell unterschiedlich bedeutsam sind. 

Es gibt jedoch wissenschaftliche Befunde dazu, was den meisten Menschen helfen kann, psychische Gesundheit aufrechtzuerhalten. Im Folgenden stellen wir einige sehr hilfreiche Strategien vor:

Eine solide Tagesstruktur, ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung sind nicht nur für die körperliche, sondern auch für unsere psychische Gesundheit wichtig. Auch ausgewogener Schlaf ist wichtig. Dazu finden Sie hier ein informatives Video von uns, dem Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie 0der Universität Greifswald.

Des Weiteren haben sich achtsamkeitsbasierte Ansätze als hilfreich erwiesen. Dazu gibt es Kurse und Trainings, aber schon kleinere Übungen können helfen, den Alltag achtsamer zu begehen. Auch hierzu finden Sie vier informative Videos auf unserer Seite. Achtsamkeit ist zum Beispiel verbunden mit Reduktion von Angst und Schmerz sowie einem gesteigerten Wohlbefinden.

Wenn Sie bemerken, dass Ihre psychische Gesundheit häufig eingeschränkt ist hilft Ihnen womöglich ein Positiv-Tagebuch. Ein Positiv-Tagebuch lässt sich sehr individuell gestalten. Manche machen daraus Kunstprojekte, für andere ist es eine schnelle Notiz am Abend. Die Aufgabe dabei kann zum Beispiel sein, die 2 oder 3 schönsten Momente des Tages festzuhalten. Wenn der Tag mal keine positiven Momente zu bieten hat, können stattdessen die am wenigsten schlechten Momente vermerkt werden. Alternativ können Sie auch das sogenannte Wohlbefinden-Tagebuch ausprobieren, welches wir hier durch ein Video samt Arbeitsmaterialien vorstellen.


Bei vermehrten Sorgen hilft der sogenannte Sorgenstuhl. Bei dieser Übung nimmt man sich eine explizite kurze Zeit (5-15min) am Tag, die man seinen Sorgen widmet. Dafür kann man sich einen eigenen Platz schaffen, zum Beispiel einen Stuhl, den man im Alltag weniger nutzt. Wichtig ist dabei, dass dies der einzige Ort und die einzige Zeit ist, um sich zu Sorgen. Das hilft dabei, seinen Sorgen Raum zu lassen, sie aber nicht mehr den Alltag beherrschen zu lassen.

Für weitere Inspirationen zur psychischen Gesundheit empfehlen wir die folgenden Ressourcen: 

Website des Berner Bündnisses gegen Depression

Gut mit Stress und Belastungen umgehen: Ein illustriertes Übungsbuch der WHO

 

Wenn Sie merken, dass Sie starken Leidensdruck empfinden, empfehlen wir Ihnen, sich bei Ihrem*Ihrer Hausärzt*in oder einem*einer Psychotherapeut*in zu melden. In Notfällen/Krisensituationen wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge (Tag / Nacht 0800-1110111 oder 0800-1110222), an psychiatrische Kliniken in Ihrer Nähe oder rufen Sie den Notruf 112 an.