Die Lücke zwischen Forschung und Praxis

Die Forschung zeigt eindeutig, dass Psychotherapie eine wirksame Behandlung psychischer Erkrankungen ist. So galt beispielsweise bis vor rund 40 Jahren die Borderline-Persönlichkeitsstörung noch als unheilbar. Heute kennen wir verschiedene gute Behandlungsmöglichkeiten, um diese und fast alle anderen psychischen Erkrankungen effektiv zu behandeln. Die Behandlung psychischer Erkrankungen hat sich also zunehmend verbessert, nicht zuletzt aufgrund psychologischer Forschung. Trotzdem ist in letzter Zeit immer klarer geworden, dass die Ergebnisse der Forschung nicht schnell genug in der Behandlung und damit bei den Patient*innen ankommt. So werden leider immer noch viele psychische Erkrankungen von (Haus-)Ärzt*innen nicht oder sehr spät erkannt, so dass viele der Betroffenen gar nicht oder erst sehr spät eine Behandlung erhalten. Diese Behandlung entspricht dann auch nicht immer dem aktuellen Stand der Forschung. Beispielsweise werden ein großer Teil der Menschen mit einer leichten Depression oder einer Angststörung mit Psychopharmaka behandelt, obwohl bekannt ist, dass Psychotherapie hier das Mittel der Wahl sein sollte.
Umgekehrt ist es jedoch auch für die Forschung sehr wichtig, Betroffene und Praktizierende in ihren Prozess einzubinden. Wenn Betroffene und Praktizierende ihre Erfahrungen und Bedürfnisse an die Forschenden geben können und bei der Umsetzung von Studien unterstützen, erhalten wissenschaftliche Ergebnisse praktische Relevanz und Nähe zum Behandlungsalltag.
Um diese Lücke zwischen Wissenschaft und Praxis zu schließen möchten wir Ihnen ein Forum bieten, in dem Wissenschaftler*innen und Betroffene sowie Behandelnde in den Austausch kommen können. Wichtige Themen für dieses Forum sollten sein:


Personalisierte Behandlung
In den Anfangsphasen der Entwicklung von Therapien werden häufig noch sehr homogene Patient*innengruppen mit einfachen Erkrankungsbildern berücksichtigt. Deswegen sind die standardisierten Therapien oft nur auf eine*n Durchschnittspatient*in ausgelegt. In der Realität sind die Fälle häufig komplexer. Zum Beispiel zeigt sich, dass manualisierte Behandlungen oft schlechter abschneiden sobald Komorbiditäten (also weitere Erkrankungen) mit berücksichtigt werden. Um die Behandlungsrealität besser abzubilden, liegt der Fokus am Zentrum für Psychologische Psychotherapie in Greifswald deswegen auf der Entwicklung einer personalisierten Psychotherapie. 
Mit Ihnen als Behandler*innen und Betroffene möchten wir diskutieren, wie Therapien am besten personalisiert gestaltet werden können.

Monitoring- und Feedbacksysteme
Trotz der gut belegten Wirksamkeit von Psychotherapie gibt es immer noch einen hohen Anteil von Patient*innen, die von einer Therapie nicht profitieren oder deren Zustand sich sogar verschlechtert. Gerade bei diesen Patient*innen haben sich sogenannte Monitoring- und Feedbacksysteme )also Beobachtungs- und Rückmeldesysteme) als besonders hilfreich erwiesen. Durch diese können ungünstige Entwicklungen in der Therapie früh erkannt, besprochen und behoben werden. Oft sind Monitoring- und Feedbacksysteme Praktiker*innen noch nicht bekannt und werden in der Routineversorgung nicht genutzt.
Wie diese Systeme besser etabliert und genutzt werden können, möchten wir mit Ihnen diskutieren und Sie als Behandelnde gerne direkt bei der Implementierung in Ihre Praxis oder auf Ihrer Station unterstützen.

Mangelnde Verbreitung
Ein weiteres Problem ist die mangelnde Verbreitung von Psychotherapien . Die wirksamen Psychotherapien erreichen längst nicht alle behandlungsbedürftigen Patienten. So haben 57% der Personen mit einer psychiatrischen Diagnose in Deutschland in den letzten 12 Monaten keine ambulante oder stationäre Hilfe aufgrund ihrer psychischen Beschwerden in Anspruch genommen. Gerade bei diesen 57% kann ein multiprofessionelles Team helfen. Hausärzt*innen können zum Beispiel darauf achten wie es Ihren Patient*innen nicht nur körperlich, sondern auch psychisch geht und auffällige Patienten dann an Kolleg*innen weitervermitteln.
Wie diese (Früh)erkennung und Weitervermittlung besser gelingen kann, möchten wir mit Ihnen besprechen.

 

Diese und viele weitere Themen möchten wir in Vorträgen und Diskussionen behandeln.
Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen!