CBASP@YoungAge

Depressionen sind auch relevante Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters. Studien weisen darauf hin, dass bei einer frühen Erstmanifestation von depressiven Erkrankungen die Verläufe im Erwachsenenalter insgesamt schwerer und chronischer sind. Bei Erwachsenen mit chronifizierten Depressionen sind diese mehrheitlich durch einen Beginn in der Kindheit oder Adoleszenz gekennzeichnet. Es ist somit von großer klinischer Relevanz, Depression im Kindes- und Jugendalter frühzeitig zu erkennen und adäquat zu behandeln.

Metaanalysen weisen jedoch darauf hin, dass die Wirksamkeit von Psychotherapien bei Kindern oder Jugendlichen mit Depressionen generell sehr gering ist (z.B. g = 0.29 nach der Therapie und g = 0.22 im Follow-up; Weisz et al., 2017).  Da CBASP besonders bei Patientinnen und Patienten, die Kindesmisshandlung (Vernachlässigung, Missbrauch) erlebt haben, sich als wirksam gezeigt hat, erscheint es sinnvoll, CBASP für Kinder und Jugendliche, welche depressive Symptomatik und interpersonelle Probleme zeigen, altersspezifisch zu modifizieren.

Bis dato wurde CBASP weder für diese Altersgruppe in Studien angewendet noch gibt es ein publiziertes Konzept oder Manual. Derzeit wird CBASP daher als individualisierte und modularisierte Intervention für Kinder und Jugendliche mit depressiven Erkrankungen und interpersonellen Problemen modifiziert. Dabei werden die sechs traditionellen bewährten Techniken von CBASP für verschiedene Altersgruppen (Kleinkinder, Grundschulkinder, Adoleszente, Transitionsalter „emerging adulthood“) angepasst. Da CBASP als primär interpersonelle Therapie einen besonderen Fokus auf Beziehungserfahrungen mit prägenden Bezugspersonen legt, erscheint es sehr ratsam, die prägenden Bezugspersonen auch direkt in die Therapie einzubeziehen. Insbesondere sollen durch ein interpersonelles Kiesler-Kreis-Training für die Eltern und Kinder wechselseitige dysfunktionale Beziehungsdynamiken zwischen den darin beteiligten Eltern und Kindern aufgedeckt und anschließend verändert werden. Da die Depression auch in diesen Altersgruppen häufig mit weiteren komorbiden Störungen einhergeht, werden bereits bewährte Therapiemodule aus anderen Methoden (wie Konfrontationstechniken für komorbide Angststörungen oder Skills-Training für instabile Persönlichkeitszüge) bei Indikation modular integriert.

Das Konzept CBASP@YoungAge wird derzeit im Rahmen der ambulanten Psychotherapie von Kindern und Jugendlichen in einer Pilotstudie geprüft (Dippel et al., 2022). Diese quasi-experimentelle Machbarkeitsstudie wird geleitet von M. Sc. Nele Dippel, Prof. Eva-Lotta Brakemeier und Prof. Hanna Christiansen (Universität Marburg) und erfolgt in Kooperation mit Prof. Silvia Schneider (Universität Bochum) und Prof. Tina In-Albon (Universität Koblenz-Landau).

Ansprechpartner*innen

Dipl.-Psych. Nele Dippel
Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier
Referenzen

Referenzen

Dippel, N.; In-Albon, T.; Schneider, S.; Christiansen, H.; Brakemeier, E-L (2022): Correction: Investigating the feasibility and effectiveness of a modular treatment program for children and adolescents with depression and interpersonal problems: study protocol of a quasi-experimental pilot feasibility trial (CBASP@YoungAge). In: Pilot and feasibility studies 8 (1), S. 157. https://doi.org/10.1186/s40814-022-01091-3

Weisz, J. R.; Kuppens, S.; Ng, M. Y.; Eckshtain, D.; Ugueto, A. M.; Vaughn-Coaxum, R. et al. (2017): What five decades of research tells us about the effects of youth psychological therapy: A multilevel meta-analysis and implications for science and practice. In: The American psychologist 72 (2), S. 79–117. https://dx.doi.org/10.1037/a0040360