Experimentelle Gestaltung der therapeutischen Beziehung

Die therapeutische Beziehung ist für den Erfolg einer Psychotherapie von hoher Bedeutung (Horvath et al., 2011). Durch spezifische Techniken wird sie in vielen Therapieformen als Wirkfaktor gezielt eingesetzt; bspw. im CBASP (Schamong et al., 2017) oder der DBT (Linehan, 1996). Einzelne Aspekte der therapeutischen Beziehungsgestaltung wurden bereits in zahlreichen empirischen Studien untersucht (Doran, 2016); allerdings wurde sie bislang nicht gezielt experimentell variiert. Dieses Forschungsprojekt untersucht daher explorativ die experimentelle Beziehungsgestaltung bezüglich ihrer Umsetzbarkeit (gezielte Variation von Beziehungsgestaltungstilen) sowie bezüglich des Einflusses verschiedener Variablen wie u.a. die Wahrnehmung der therapeutischen Allianz und der Beziehungsqualität in Abhängigkeit des therapeutischen Beziehungsstils, die Erwartungshaltung, die wahrgenommene Symptombelastung, Persönlichkeitsfaktoren und interpersonelle Probleme.

Hierbei sollen erste Erkenntnisse generiert werden, welche die Basis für weitere Fragestellungen (u.a. der Einfluss von Erwartungsfrustration) bilden können. Langfristig soll die Forschung einen Beitrag zur Entwicklung von Indikationskriterien für einen optimalen individualisierten Beziehungsstil (What works for whom?) leisten. Das Projekt birgt auch große aktuelle gesundheitspolitische Relevanz in Hinblick auf die Einführung der psychotherapeutischen Sprechstunde und der Frage nach der Beziehungsgestaltung.

Ansprechpartner*innen

Simon Bollmann (ehemaliger Mitarbeiter und Doktorand)

Referenzen

Schamong, I., Bollmann, S., & Brakemeier, E. L. (2017). Behandlung der chronischen depression–das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP). Ärztliche Psychotherapie12(3), 142-151.

Forschung

Bollmann, S., Köhler, S., Guhn, A., Schamong, I., Sterzer, P., Brakemeier, E.-L. (2021). Differentielle Beziehungsgestaltung in der Verhaltenstherapie: Auf dem Weg zu einer evidenzbasierten individualisierten Beziehungsgestaltung. Verhaltenstherapie, 31, 267-284. doi: 10.1159/000511640.

Schamong, I., Bollmann, S., Struck, N., Kube, T., D’Astolfo, L., Brakemeier, E. - L. (2022). Can we modulate therapeutic interpersonal style experimentally to address alliance? A proof-of-concept study. Cognitive Therapy and Research (https://doi.org/10.1007/s10608-022-10308-x, accepted 26.04.2022, published online 15.06.2022).

Schamong, I., D’Astolfo, L., Bollmann, S., Brakemeier, E. - L.*, Kube, T.* (under review). How Expectations and Therapeutic Style Influence Counseling Outcome for Interpersonal Conflicts. Counseling and Psychotherapy Research.

Schamong, I., Wagner, H., Feldmann, M., Hof, J. - T., Struck, N., Schamong, A. - L., Brakemeier, E. - L. (under review). Untangling the therapeutic alliance – a state-trait approach in patients with persistent depressive disorder. Psychotherapy Research.