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Ambulante Nachsorge notwendig

Die Depression zählt weltweit zu den häufigsten und schwersten psychischen Störungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Bis zu 500.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland leiden darunter, pro Jahr sind das 6 bis 8 Prozent aller Jugendlichen. Obwohl es gut wirksame ambulante Therapieangebote gibt, lässt sich ein Klinikaufenthalt leider nicht immer vermeiden. Nach der Klinikentlassung kommt es darauf an, zeitnah ein ambulantes Nachsorgeangebot zu erhalten. Das kann beispielsweise eine ambulante Psychotherapie sein oder eine psychiatrische Weiterbehandlung. Mit der passenden ambulanten Nachsorge können die oft auftretenden Rückfälle verhindert und die bisherigen Fortschritte aus der Klinik ausgebaut werden.

Lange Wartezeiten auf Therapieplatz

Ambulante Nachsorgeangebote werden bisher jedoch zu wenig genutzt: Zum einen gibt es oft lange Wartezeiten auf ambulante Therapieplätze. Die Wartezeit beträgt durchschnittlich 6 Monate; in ländlichen Regionen oft darüber hinaus. Zum anderen haben vor allem junge Patient*innen Angst vor Stigmatisierung und möchten ihre „Probleme“ lieber allein lösen. Nicht selten wissen Jugendliche auch nicht, wer ihnen nach der Klinikzeit überhaupt helfen könnte.

Das iCAN-Programm

© mentalis GmbH

Daher ist eine unkomplizierte, zeitnahe und natürlich auch wissenschaftlich erprobte Unterstützung dringend notwendig. Mit dem iCAN-Programm haben wir eine innovative ambulante Nachsorge entwickelt, um die Herausforderungen nach der Klinikzeit zu meistern. iCAN-Programm heißt: Junge Menschen mit einer Depression erhalten am Ende der Klinikzeit eine persönliche Begleitung durch sogenannte Nachsorgemanager*innen, auch E-Coach genannt. Dabei handelt es sich um spezielle ausgebildete Psycholog*innen. Sie unterstützen die Patient*innen nach der Klinikzeit dabei, ein ambulantes Nachsorgeangebot zu erhalten und haben ein Ohr für noch bestehende psychische Beschwerden. Außerdem erhalten die Patient*innen eine Smartphone-App zur Chatbot-gestützten Therapie. Gemeinsam helfen E-Coach und die App dabei, die Erfolge aus der Klinikzeit zu erhalten und ein geeignetes ambulantes Nachsorgeangebot in Wohnortnähe zu finden.
 

Die iCAN-Studie

In einer großangelegten klinischen Studie mit fast 400 jungen Patient*innen (13 bis 25 Jahre) untersuchen wir, welche Effekte das iCAN-Programm hat: Haben Patient*innen, die am iCAN-Programm teilnehmen, weniger depressive Symptome als Patient*innen, die die Standardversorgung erhalten? Finden iCAN-Patient*innen schneller ein für sie passendes Nachsorgeangebot? Lassen sich durch das iCAN-Programm Krankheitskosten senken bei einem gleichzeitig verbesserten Behandlungsangebot? Im Erfolgsfall kann das iCAN-Programm später in die Standardversorgung der gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen werden, um den Übergang von Klinikaufenthalt in die ambulante Nachsorge zu stärken.

An dem Projekt sind Expert*innen für Klinische Psychologie und Psychotherapie mit Spezialisierung auf digitale Therapien, Expert*innen der Gesundheitswirtschaft und zahlreiche Krankenkassen beteiligt.  Zudem nehmen über 30 Kliniken in Deutschland an dem Projekt teil. Unterstützt wird das Projekt durch mehrere Berufs- und Fachverbände, die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und die Bundespsychotherapeutenkammer.

Dieses Projekt wird vom G-BA Innovationsfonds  mit ca. 3,6 Millionen Euro gefördert.